VON SUSANNE FISCHER-BOLZ
Nachrodt-Wiblingwerde - Großer Bahnhof für ein besonderes Unternehmen: Die Aluminium GmbH Nachrodt feierte jetzt 25-jähriges Bestehen. Dort, wo sonst kein Unbeteiligter Eintritt hat, gab es Chansons und Evergreens zum Mitwippen, alkoholfreie Cocktails und Fingerfood und einen Imagefilm. Höhepunkt aber für alle Gäste - für die Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Partner des Unternehmens - waren die Führungen durch das Unternehmen. Spätestens dann war auch allen klar, warum unterschiedliche Farbpunkte an den Namensschildchen·angebracht waren. Wer einen roten Punkt hatte, gehörte eben zur roten Gruppe. Und wer Sandalen oder "Stöckelschuhe" trug, durfte eben diese natürlich dann gegen Sicherheitsschuhe tauschen.
"Schrott ist für uns ein Wertstoff, kein Abfallstoff"
Dr. Gerhard Anger, Alu-met-Geschäftsführer
1997 wurde die Aluminium GmbH gegründet und zwei Jahre später von der Alu-met GmbH übernommen. "Der Standort aber ist 220 Jahre alt", erzählt Alu-met-Geschäftsführer Dr. Gerhard Anger. Damals gab es noch kein Aluminium. Vielmehr wurde mit der Produktion von Nähnadeln begonnen. In der Tradition der Metallverarbeitung wird mittlerweile seit mehr als 60 Jahren Aluminium in Nachrodt verarbeitet - auch von der noch vielen bekannten Firma Reynolds. Zu Alu-met heute gehören die Produktionsstandorte AGN und die Speedline Aluminium-Gießerei in Österreich. In Nachrodt arbeiten 65 Mitarbeiter.
Der größte Anteil des Materialeinsatzes bei AGN besteht aus Aluminiumschrotten. "Schrott ist für uns ein Wertstoff, kein Abfallstoff", sagt Dr. Gerhard Anger. Daraus werden Pressbolzen gefertigt, die in den Presswerken der Kunden zu Profilen, beispielsweise für die Bauindustrie, den, Fahrzeugbau und den Fensterbau genutzt werden. Und der Bedarf an Aluminiumprodukten steigt. Alu-met, so verkündet Dr. Gerhard Anger stolz, ist mit der derzeitigen Kapazität bis zu 180 000 Tonnen der größte unabhängige Produzent von Pressbolzen in Mitteleuropa.Und natürlich, aber nur am Rande des Festes, äußert sich der Geschäftsführer auch zur Energiekrise. AGN benötigt Gas zum Aufschmelzen des Schrottes. "Im Moment ist es kein Dilemma, wir haben das Gas. Wir reden die Krise herbei. Und ich glaube nicht, dass sie kommt", sagt er. Es gebe bislang in Europa keine Einschränkungen und „wir füllen alle miteinander die Lager auf". Notfallpläne gibt es bei AGN nicht, zu einem Vollstopp werde es sicher nicht kommen. "Die Politik soll schauen, dass wir Gas bekommen. Das ist ihre Aufgabe. Die haben das versaut und sollen es wieder herrichten", spricht der Geschäftsführer deutliche Worte. Es gebe nur zwei Komponenten: "Bekomme ich Gas? Und was kostet es?" Übrigens: Österreich, so sagt Dr. Gerhard Anger, sei noch stärker vom russischen Gas abhängig. Die Lage sei noch ernster. Und die Politik dort schaue nach Deutschland. In Nachrodt dagegen feierte man beim Jubiläumsfest gern die schönen Dinge des Tages, die Jubilare zum Beispiel, die seit 25 Jahren bei AGN beschäftigt sind: Fazli Karapina, Cristovao Martins, Jorge Martins, Peter Mroz, Celal Benk, Ingo Clasen und Markus Oertel. Sie alle wurden geehrt. Vor Ort waren auch der erste Geschäftsführer des Unternehmens, Manfred Flüshöh und Bürgermeisterin Birgit Tupat.